Hamburger Ausbildungsmodell: Überlastet und unterfinanziert
Das Hamburger Ausbildungsmodell soll Jugendlichen, die keinen regulären Ausbildungsplatz finden, mit einer schulischen Berufsqualifizierung weiterhelfen. Doch es ist vollkommen überlastet – und die Behörde für Schule und Berufsbildung kennt noch nicht einmal ihr eigenes Rahmenkonzept dazu. Das zeigt die Antwort auf eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft (Dr. 21/5996). „Hamburgs Jugendliche brauchen dringend mehr Ausbildungsmöglichkeiten“, erklärt dazu Sabine Boeddinghaus, Schulexpertin der Fraktion. „Dazu muss das Ausbildungsmodell deutlich verbessert werden, was Platzkapazitäten, Begleitung, Ausbildungsvergütung, Qualifizierungsanerkennung und Abschlussquoten angeht. Ich empfehle der BSB dringend, zumindest ihre eigenen Konzepte zur Ausbildung zu studieren, dann klappt vielleicht auch die Nachbesserung!“
Seit Einführung des Modells 2011 hat sich die Teilnehmer_innenzahl fast vervierfacht. Die Zahl der Berufsqualifizierungsbegleiter_innen – zentraler Bestandteil des Modells – ist im selben Zeitraum allerdings gerade einmal von sieben auf 12,5 Stellen gestiegen. Das Konzept der BSB sieht aktuell mindestens 20 solche Stellen vor. „Das ist unverantwortlich, denn diese Begleitung entscheidet maßgeblich über den Erfolg des Modells“, kritisiert Boeddinghaus. „So ist es natürlich auch kein Wunder, dass mehr als 23 Prozent der Schüler_innen abbrechen und fast 15 Prozent durchfallen.“
Auch die vom Senat zu verantwortenden mangelhafte Ausbildungsvergütung schreckt nach Boeddinghaus‘ Ansicht ausbildungswillige Jugendliche von der Teilnahme am Hamburger Modell ab: „Das ist unfair, denn sie absolvieren ein vollständiges Ausbildungsjahr mit schulischem und praktischem Teil. Zudem bekommen gegenwärtig fast 40 Prozent, entgegen der Zielsetzung des Modells, eben keine Anrechnung dieses ersten Ausbildungsjahres beim Wechsel in einen dualen Ausbildungsbetrieb. Damit ist die Berufsqualifizierung für sie am Ende nichts als eine neue Warteschleife. Genau das sollte durch das Ausbildungsmodell aber verhindert werden.“