Pflichtfach Informatik: An der Schulwirklichkeit vorbei

Zum kommenden Schuljahr beginnt an acht Hamburger Schulen – sechs Gymnasien und zwei Stadtteilschulen – eine einjährige Pilotphase für die Einführung von Informatik als zweistündigem Pflichtfach ab Klasse 7. Eine aktuelle Anfrage der Linksfraktion ergibt, dass die ausgewählten Schulen allesamt einen Sozialindex von IV bzw. V haben, dass die Anzahl der Informatiklehrkräfte unzureichend ist und das Konzept der Umsetzung noch viele Fragen offenlässt.

Dazu Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die Personaldecke für Informatik ist viel zu dünn. Sie mag für die Pilotphase ausreichen, aber erst drei Jahre nach der flächendeckenden Einführung geht die Schulbehörde davon aus, ausreichend Lehrkräfte zu haben. Außerdem sind die derzeitigen Fortbildungen eher gut gemeint, aber keinesfalls vergleichbar mit einem Fachstudium. Wir können also mit viel gutem Willen und ebenso viel mangelnder Ausbildung rechnen. Dazu kommt: Es fehlen Laptops und Standrechner. Mit Tablets braucht die Behörde gar nicht erst ankommen – ein effektiver Informatikunterricht ist mit ihnen nicht möglich, weil sie den nötigen Anforderungen nicht entsprechen. Auf ihre Zahl zu verweisen, ist aber auch irreführend: Sind die Geräte vorhanden, nutzbar, einsatzbereit? Das weiß die Behörde nicht. Blind für die Wirklichkeit in unseren Schulen zeigt sich die Schulbehörde aber auch, wenn sie unterstellt, Schulen mit Sozialindex 4 und 5 seien geeignet, als Blaupause für die Hamburger Schulen gelten zu können. Keine Schule mit einem niedrigen Sozialindex hat sich um eine Pilotierung beworben. Diese Schulen arbeiten jeden Tag hart am Recht der jungen Menschen auf Bildung. Sie haben besseres zu tun, als ihre Ressourcen für ein unausgereiftes Glitzerfach der Schulbehörde zu verwenden.“