Senat setzt bei Kita-Öffnungen weiter auf Blindflug

In Hamburg werden inzwischen wieder 15 Prozent der Kinder in Kitas betreut – allerdings fehlen dem Senat sowohl der Überblick als auch Kita-Personal außerhalb der Risikogruppen, wie seine Antworten auf zwei Anfragen (Drs. 22/ 127 und 22/153) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft zeigen. „Es ist paradox: Der Senat will die Kitas zentral gesteuert nach festen Kriterien hochfahren, hat aber keine Zahlen zur Auslastung oder gar möglichen Überlastung der einzelnen Kitas“, kritisiert Insa Tietjen, die kinderpolitische Sprecherin der Fraktion. „Er sollte sich jetzt endlich entscheiden:  Entweder führt er ein Kita-Monitoring ein, wie wir es schon mehrfach vorgeschlagen haben, um die Realität zu erfassen – oder er räumt den Kitas mehr Autonomie beim Hochfahren des Betriebs ein.“

Auch beim Kita-Personal muss der Senat dringend nachsteuern: So sind laut seiner Antwort 54,7 Prozent der Servicekräfte bei den städtischen „Elbkindern“ über 50 Jahre alt und gehören damit zur Risikogruppe. Bei anderen Kita-Trägern dürften die Zahlen ähnlich sein. „Im Sinne des Kindeswohls und des Wohls der Reinigungs- und Servicekräfte ist es dringend notwendig, bei den Elbkindern zusätzliches Fachpersonal für das Hochfahren des Kita-Betriebs einzustellen“, so Tietjen. „Die Corona-Krise und die damit verbundenen erhöhten Anforderungen an Qualität und Umfang der Reinigung stellen das Personal vor große Herausforderungen. Hier muss unbedingt mehr eingestellt werden!“

Nicht zuletzt hier mache sich bemerkbar, dass laut Senatsantwort bei den Elbkindern seit 2015 volle 50 Servicestellen abgebaut wurden, obwohl gleichzeitig die Zahl der Kinder und der pädagogischen Mitarbeiter_innen stieg, so Tietjen: „Da frage ich mich schon, ob beim Hochfahren des Kita-Betriebs wirklich ,vereinzelte […] Engpässe bei der Versorgung mit Flächendesinfektionsmitteln‘ das einzige Problem des Senats sind, wie er behauptet – oder ob er nicht einfach den Kopf in den Sand steckt.“