Am 1. November startet in Hamburg das Winternotprogramm. Diese Maßnahme ganztägig und für alle Obdachlosen zu öffnen, fordert die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft in einem Antrag für die nächste Plenarsitzung. „Die Anzahl der Menschen die auf der Straße leben hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt, gleichzeitig sinkt die Auslastung des Winternotprogramms auf zuletzt 67 Prozent. Das ist eine alarmierende Entwicklung“, kritisiert Cansu Özdemir, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. „Der Zugang zum Erfrierungsschutz wird von Jahr zu Jahr stärker reglementiert. Bestimmte Gruppen werden vom Erfrierungsschutz ausgeschlossen, indem sie an die Wärmestube verwiesen werden, wo ein normales Nächtigen nicht möglich ist. Diese Politik hat Folgen: Vier Menschen sind im letzten Winter auf der Straße verstorben.“

351 Menschen sind im letzten Winternotprogramm wegen ungenutzter Selbsthilfemöglichkeiten oder aufgrund mangelnder Mitwirkung an die Wärmestube verwiesen worden. Tatsächlich genutzt wurde die Wärmestube aber nur von 188 Personen. Das heißt: 163 der verwiesenen Personen sind in der Wärmestube gar nicht angekommen.

„Von dieser Praxis sind insbesondere Obdachlose aus Osteuropa und den afrikanischen Staaten betroffen. Ein Erfrierungsschutz ist ein niedrigschwelliges Angebot, das allen Hilfesuchenden ungeachtet der Herkunft zur Verfügung stehen sollte“, so Özdemir weiter.

 

Zahlen zu Obdachlosigkeit in Hamburg und zur Auslastung des Winternotprogramms 

Jahr Auslastung (alle Standorte, auch Kirchengemeinden etc.) Standorte fördern und wohnen
09/10 91,04 %
10/11 100%
11/12 94,03%
12/13 99,02%
13/14 84,06%
14/15 93,95%
15/16 87,98%
16/17 90,96% 89%
17/18 79,95% 77%
18/19 71,71% 67%

Quelle: Drs. 21/17780 + 21/10149

Anzahl der Obdachlosen/auf der Straße lebende Menschen:

Stand 2009: 1.029

Stand 2018: 1.910

Anstieg: 86%