Lehrkräftemangel jetzt auch in Hamburg

Fast alle Bundesländer leiden unter dem Lehrkräftemangel – Hamburg hingegen schien bislang kaum betroffen zu sein. Eine Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft zeigt jetzt, dass das Problem auch an Hamburgs Schulen angekommen ist.

Demnach sind stadtweit 268,09 Vollzeitstellen unbesetzt, die meisten davon (157,56) an Stadtteilschulen. Im Durchschnitt fehlen an jeder Stadtteilschule somit fast drei Lehrkräfte – an Gymnasium hingegen nur eine. Ohnehin ist der Lehrkräftemangel in der Stadt höchst ungleich verteilt. An Schulen mit dem niedrigsten Sozialindex 1 fehlen 88,87 Lehrkräfte, mit Sozialindex 2 sind es 84,37. An Schulen mit dem höchsten Sozialindex, also mit der ökono-misch stärksten Schüler:innenschaft, sind sogar 18,97 Stellen über dem Plan besetzt.

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion: „Unsere Anfrage zeigt eine drastische Spaltung: Schulen in finanzschwachen Gebieten haben in jeder Hinsicht das Nachsehen. Dort gibt es die meisten unbesetzten Stellen, langzeiterkrankten Lehrkräfte und Teilzeitstellen. Nicht nur unbesetzte Stellen reißen große Lücken in den Schulbetrieb. Hinzu kommt, dass inzwischen etwa die Hälfte der Lehrkräfte nur in Teilzeit arbeitet. Der Grund dafür ist, dass die Lehrerarbeitszeitverordnung seit Jahren nicht an die gewachsenen Anforderungen angepasst worden ist. In der Folge reduzieren Lehrer:innen, die nicht durch Überarbeitung ihre Gesundheit riskieren wollen, immer häufiger ihre Wochenarbeitszeit.“

Stephanie Rose, wissenschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion, fordert als Konsequenz aus der Anfrage einen Ausbau der Lehrkräfteausbildung: „Um dem Lehrkräftemangel entgegenzutreten, müssen die Weichen jetzt gestellt werden. Der Senat muss eine Ausbildungsoffensive starten, die einen substanziellen Ausbau der Lehramtsstudiengangsplätze für alle Schulformen vorsieht, Zugangsbeschränkungen abschafft und den Hochschulen dafür ausreichend Mittel bereitstellt. Die Ausbildung muss darüber hinaus endlich länderübergreifend und verbindlich koordiniert werden, damit sich die Bundesländer nicht mehr gegenseitig die Lehrkräfte abwerben.“