Stadtteilschulen stärken heißt Gymnasien in die Pflicht nehmen
„Stadtteilschulen stärken statt schlecht reden“ reklamiert die SPD in der heutigen Plenarsitzung für sich. „Das klingt nach dem berühmten Pfeifen im Walde“, sagte in der Aktuellen Stunde Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Es ist doch klar und unübersehbar: Das Zwei-Säulen-Modell ist in einer besorgniserregenden Schieflage. Immer mehr Eltern melden ihre Kinder am Gymnasium an und sprechen damit den Stadtteilschulen ihr Misstrauen aus. Von der viel beschworenen Gleichwertigkeit der beiden Säulen kann nicht im Entferntesten die Rede sein. Deshalb gehört zu der Debatte auch die Erinnerung daran, dass die Entscheidung für das Zwei-Säulen-Modell eine rein politische war und ist, der pädagogisch jede Grundlage fehlt.“
Das für die SPD sakrosankte Gymnasium arbeite nahezu inklusionsfrei, schule massenweise Jugendliche auf die Stadtteilschulen ab und halte sich aus der Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher fast vollständig heraus, kritisierte die Bildungsexpertin: „Pfeifen im Wald hilft da nicht weiter. Der Senat muss seine Steuerungsaufgabe endlich wahrnehmen. Auch die Gymnasien müssen die Inklusion umsetzen und alle SchülerInnen, die bei ihnen angemeldet werden, angemessen fördern. Und es müssen an beiden Schulformen sowohl die Studien- als auch die Berufsorientierung zum Bildungsauftrag gehören. Dann könnte das zusätzliche Lernjahr an den Stadtteilschulen wieder zu einem ,Wettbewerbsvorteil‘ werden!“
Zugleich begrüßt DIE LINKE die von SPD und Grünen beantragte Verlängerung des Schulversuchs alles>>könner. „Angesichts der Debatte um die Sinnhaftigkeit des Zwei-Säulen-Modells brächte die Teilnahme an dem Versuch gerade den Gymnasien, die sich bisher zurückhaltend beteiligen, wichtige pädagogische und didaktische Impulse“, so Boeddinghaus. „Was die Grünen übersehen: Die teilnehmenden Schulen brauchen ausreichende Mittel für diese Arbeit und es müssen auch in der dritten Projektphase neue Schulen dazu kommen können. Sie brauchen dann aber auch die nötige Erleichterung in Form von mindestens zwei Wochenarbeitszeitstunden.“ Einen entsprechenden Zusatzantrag (Drs. 21/3048) hat die Fraktion DIE LINKE gestellt.