Von der Bahn zur HHLA: Rüdiger Grube kehrt zurück in seine Heimatstadt

Rüdiger Grube soll in dieser Woche in den Aufsichtsrat der Hafen und Logistik AG (HHLA) einrücken. Im Sommer könnte er sogar Aufsichtsratsvorsitzender werden. Doch welche Vorgaben macht der Senat als alleiniger Eigentümer der HHLA Grube, wie soll sich das Hamburger Unternehmen weiter entwickeln?

von Norbert Hackbusch

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Der Moorburger Rüdiger Grube, nach langjähriger Tätigkeit im Flugzeugbau unter anderem bei EADS als Nachfolger von Hartmut Mehdorn zur Deutschen Bahn AG gekommen, hatte Ende letzten Jahres öffentlich eine Bestellung auf drei Jahre zur Bedingung einer Vertragsverlängerung gemacht. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hatte ihm aber nur zwei Jahre angeboten – woraufhin Grube um die sofortige Aufhebung seines Vertrags bat. Damit endete seine Bahnkarriere.

Grubes Bilanz bei der Bahn ist mau – die Situation der bundeseigenen Bahn hat sich unter seiner Leitung nicht verbessert. Geblieben sind große Ankündigungen. In Erinnerung bleibt auch seine vehemente Verteidigung des umstrittenen Monsterprojekts „Stuttgart 21“, bei dem sich schon wieder die nächsten Kostenexplosionen ankündigen. Der Zustand des Streckennetzes hat sich inzwischen weiter verschlechtert.

Auf Kosten der Bahn-Reisenden und der Steuerzahler_innen

Eine Bahn, die Mobilität für die Menschen bietet, ihr ganzes Netz nutzt, in ihre Infrastruktur investiert und sie ausbaut, ist die DB auch unter Grube nicht geworden. Und auch die erheblichen Gewinnsteigerungen, die Grube in Aussicht stellte, erreichte die Bahn nicht. Sie wären die Voraussetzung  gewesen, um die getätigten Auslandsinvestitionen, unter anderem in Bus-, Nah- und Güterverkehre in Europa und Übersee, tragen zu können. So musste die Bahn dann Ende 2016 eine durch den Steuerzahler finanzierte Kapitalerhöhung vornehmen.

Daneben hatte es Grube mit diversen Baustellen zu tun, so mit der schlechten Pünktlichkeit im Fernverkehr, dem dubiosen Zahlen geschuldeten Rückzug aus dem Nachtverkehr, dem kritischen Zustand der von den Nutzer_innen teuer zu bezahlenden Infrastruktur sowie der desaströsen Lage von DB Cargo, dem Schienengüterverkehr der DB.

Kaum etwas bewegt bei der Bahn  Rüdiger_Grube_2013_5-300x262

Hier zeigt sich ein desaströser politischer Fehler früherer Bundesregierungen, egal ob rot-grün, schwarz-gelb oder schwarz-rot: Die Bahn wird als Finanzinvestment begriffen, nicht als Instrument der Politik. Eine rationale Herangehensweise hätte dem Staatsbetrieb DB sinnvolle Ziele gesetzt, etwa einen höheren Anteil des umweltfreundlichen Schienenverkehrs am Gesamtmarkt oder die gezielte Ansiedlung von Arbeitsplätzen in Regionen mit hoher Erwerbslosigkeit.

Zwar hat Grube längst überfällige und – bei pfleglichem Umgang mit Volkseigentum eigentlich vermeidbare – Investitionen in die Infrastruktur angegangen. Und er hat für 2030 einen Fernverkehr in Aussicht gestellt, wie es ihn in den 1990er Jahren schon einmal gab – einen Fernverkehr, der auch mittelgroße regionale Metropolen anbindet. Doch bewegt hat er sonst nichts.

Was soll Grube im Hamburger Hafen?

Welche Aufgabe soll Herr Grube nun in Hamburg erfüllen? Dazu braucht es eine klare Ansage des Senats. Wir meinen: Grube sollte nicht den Fehler der Bundesregierung bei der DB AG wiederholen und nur auf die Gewinne seines Unternehmens schauen. Er sollte stattdessen definieren, wie die HHLA am besten den verkehrs- und beschäftigungspolitischen Bedürfnissen der Hamburger_innen dienen kann. Gefährlich wäre ein Weg vom Hafenumschlag hin zu einem internationalen Mobilitätsdienstleister.

Vielleicht tut Grube aber auch Gutes – und reduziert die Bezüge des Vorstandes der HHLA. Sie liegen in der Regel bei über einer Millionen Euro jährlich. Die Vorstände gehören damit zu den absoluten Spitzenverdienern in Hamburgs öffentlichem Bereich. Und der Aufsichtsratsvorsitzende erhält für seine Nebentätigkeit noch mal knapp 50.000 Euro im Jahr. Hier besteht Handlungsbedarf für den Senat und für Rüdiger Grube.

Fotos: By RudolfSimon , via Wikimedia Commons / Von HHLA AM, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55715170