Senat verweigert Stadtteilschüler_innen Lernförderung
Hamburgs Schüler_innen haben heute ihre Zeugnisse erhalten. An vielen Stadtteilschulen könnten die Noten aber besser ausfallen – doch die Lernförderung setzt hier bei gleichen Noten wesentlich später ein als an Gymnasien. Das belegt die Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft (Drs. 21/5241). „Offensichtlich ist der Senat der Meinung, Stadtteilschüler_innen verdienen bei schlechten Noten weniger Förderung als Gymnasiast_innen mit denselben schlechten Noten“, kritisiert Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion. Lernförderung setzt an Gymnasien ab der 5. Klasse ein, wenn in mindestens einem Fach eine Verschlechterung auf Note 5 (entspricht der Zensur G2 an Statteilschulen) einsetzt. An Stadtteilschulen gibt es Lernförderung allerdings erst ab Note G5, was einer 6 an den Gymnasien entspricht. Frühestens ab der Klassenstufe 7 erfolgt laut Senat eine Angleichung – aber auch nur „in Abhängigkeit vom zu erwartenden Abschluss“ der Stadtteilschüler_innen.
„Das ist eindeutig zu spät“, so Boeddinghaus. „So besteht von vornherein ein Ungleichgewicht beim Start der Förderung, das die Schüler_innen an den Stadtteilschulen konsequent benachteiligt. Beide Schulformen führen zur Hochschulreife, also müssen auch bei beiden die gleichen Förderchancen bestehen. Alles andere schwächt die Stadtteilschulen und beraubt ihre Schüler_innen systematisch ihrer Chance auf einen höheren Schulabschluss.“
Der Senat nehme als Kriterium der Förderung lediglich den für die Schüler_innen als erreichbar erachteten Schulabschluss und nicht, wie es fachlich geboten wäre, das Potenzial der Lernenden und seine Entwicklung. „Genau so sieht Zweiklassen-Schulbildung aus“, kritisiert die Schulpolitikerin. „Wenn die Stadtteilschule als echte Alternative zum Gymnasium gesehen und als solche gestärkt werden soll, dann muss der Senat hier endlich mit demselben Maßstab messen. Davon abgesehen muss eine vernünftige Förderung im Grunde schon ab Note 4 für alle Schulen verpflichtend werden, sonst werden Defizite nie vernünftig aufgearbeitet und jedes neue Endjahreszeugnis wird eine Zerreißprobe für die betroffenen Schüler_innen.“