Die soziale Segregation zieht sich durch Hamburgs gesamtes Schulwesen: Wie eine aktuelle Anfrage der Fraktion DIE LINKE (Drs. 21/8385) belegt, haben nicht nur die Grundschulen, sondern auch die weiterführenden Schulen, die in benachteiligten Stadtteilen liegen, den mit Abstand höchsten Anteil an Schüler_innen mit LSE-Förderbedarf (Lernen, Sprache und soziale/emotionale Entwicklung). „Der LSE-Förderbedarf ist an die soziale Herkunft gekoppelt, das ist Fakt – und es ist völlig inakzeptabel“, erklärt dazu Sabine Boeddinghaus, Sprecherin für Schule und Bildung der Fraktion.

Demnach haben im Schuljahr 2016/17 die weiterführenden Schulen in den schwierigsten Sozialindex-Lagen (1 und 2) im Jahrgang 5 überwiegend zweistellige LSE-Quoten: Bei einigen haben rund 20 Prozent der Schüler_innen LSE-Förderbedarf, der Spitzenwert liegt sogar bei rund 37 Prozent. In der besten Sozialindex-Region Hamburgs (6) dagegen gibt es überhaupt nur eine einzige Schule, deren LSE-Quote über einem Prozent liegt.

Die Antwort des Senats auf die Anfrage bestätigt zudem einmal mehr, dass die Inklusion in Sachen LSE weiterhin praktisch alleinig Aufgabe der Stadtteilschulen bleibt, während die Gymnasien sich nicht oder fast nicht daran beteiligten. „Wie lange schaut der Senator noch weg?“, fragt Boeddinghaus daher. „Das ist nicht nur unverantwortlich und unfair gegenüber den Stadtteilschulen, es legt auch klares Zeugnis darüber ab, wie wenig dem Senat an der konsequenten Umsetzung der Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler_innen liegt.“

Der Senat müsse endlich sein Koalitionsversprechen einlösen und alle weiterführenden Schulformen angemessen an der Inklusion beteiligen sowie die Schulen, die dabei die meiste Arbeit leisten, umgehend entsprechend den vorhandenen Bedarfen ausstatten, fordert die Bildungsexpertin: „Einfach weiter die Ressourcen schönrechnen reicht nicht.“